Renault hat derzeit einige Probleme. Der Aktienkurs ist am sinken, die Verkäufe gehen zurück und das Jahr 2019 hat der Konzern mit einem Nettoverlust von 141 Millionen Euro abgeschlossen. Um wieder auf Kurs zu kommen, hat sich der Konzern einen zwei Milliarden Euro schweren Sparplan auferlegt und mit Umstrukturierungen begonnen.
Neue Führung
Derzeit gibt es viele personelle Veränderungen und Unruhen im Konzern. Die Ghosn-Ära ist zu Ende, viele hochranginge Mitarbeiter verlassen den Konzern und gehen zu anderen Marken (vor allem zu PSA) und in der Belegschaft gibt es Angst vor Kündigungen. Das nagt auf Dauer an der Substanz. Für Ruhe innerhalb des Konzerns soll ab Juli vor allem der in Mailand geborene ehemalige Chef von SEAT, Luca de Meo, sorgen. Er wird der neue CEO von Renault. Er begann bereits seine Karriere bei Renault, bevor er zu Toyota und anschließend zum Fiat-Konzern wechselte. 2009 kam er zum Volkswagen-Konzern. de Meo will vor allem Probleme innerhalb der Logistik angehen, Forschungsverträge mit Dienstleistern überarbeiten und die Abteilungen straffen.
Anpassung der Modellpalette
Um die Profitabilität zu steigen, wird Renault auch die Modellpalette anpassen (müssen). Der Scénic wird eingestellt und Projekte für die Entwicklung von Nachfolgern für den Talisman und den Koleos wurden gestoppt. Diese Modelle sind Opfer des SUV-Booms und des Dreijahressparplanes in Höhe von 2 Milliarden Euro. Abgelöst werden diese Modelle wohl vom neuen Kadjar, sowie von einer verlängerten Version des Kadjars.
In Zukunft wird es Renault genau wie Volkswagen machen: Es wird zwei Baureihen parallel nebeneinander geben. Neben den Elektrofahrzeugen wird es klassische Verbrenner mit Hybridantrieb geben. Das ist zwar etwas teuer als alles auf einer Multi-Energie-Plattform zu setzen, bietet aber in der Entwicklung mehr Flexibilität.
Elektromobilität
Renault verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 will man zu 100% auf Elektromobilität setzen. Das hat bereits Ali Kassai (Produkt- und Programmdirektor bei Renault) bestätigt. Bis dahin ist es jedoch ein steiniger und vor allem teurer Weg. Auf der anderen Seite ist jedoch innerhalb der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz viel Knowhow und Technik vorhanden. Auch ist klar, dass eine solche Umstellung nicht von jetzt auf gleich erfolgen kann. Sie erfolgt schrittweise und braucht mehrere Jahre. So wird Renault im Herbst 2020 ein kleines Elektro-SUV auf Basis der CMF-EV-Plattform geben, welches dem Nissan Aria entspricht. 2022 soll dann ein großes Elektro-SUV kommen, welches das Alpine-Logo tragen könnte.
Bis 2030 wird man jedoch übergangsweise auf den Hybridantrieb E-Tech setzen. So wird es in Kürze den Clio, Captur, Megane und Talisman als Hybrid geben. Auch der Kadjar 2, der 2022 erscheinen soll, wird mit einem Hybridantrieb kommen.
Standortschließungen
In einer Rede im Februar hatte Clotilde Delbos (CEO von Renault) explizit erwähnt, dass auch Werksschließungen kein generelles Tabu sind. Da dies jedoch weder den Gewerkschaften, noch der Regierung gefällt, wird dieses heiße Eisen nur ungern angefasst. Allerdings hat der Konzern klar kommuniziert, dass man durchaus bereit ist, unrentable Werke zu schließen oder Produktionen zu verlagern.